AWO-Affäre Frankfurt-OB (SPD) zahlte seiner späteren Frau 2400 Euro pro Monat als Praktikantin Andreas Arnold/dpa/Archivbild
Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD).

Freitag, 20.08.2021, 11:13

Neues Kapitel in der AWO-Affäre: Die Ex-Frau des Frankfurter Bürgermeisters soll für ein Praktikum besonders gut bezahlt worden sein. In einer AWO-Kita soll sie 2400 Euro pro Monat erhalten haben. Die Recherchen bringen den Bürgermeister nun in Erklärungsnot.

Brisante Enthüllungen in Frankfurt: Die Ex-Frau des Oberbürgermeisters Peter Feldmann soll für ein Praktikum besonders gut bezahlt worden sein. Wie der der Hessische Rundfunk (HR) berichtet, soll Zübeyde Feldmann rund 2400 Euro pro Monat erhalten haben, inklusive Lohnnebenkosten. Das Praktikum absolvierte sie von November 2014 bis März 2015 in der Kita Adlerwerke der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Frankfurt (Main).

Eine Vergütung sei bei solchen Praktika nicht üblich, berichtet der HR unter Berufung auf die Vertragsunterlagen. Die Kosten würden sogar dem üblichen Gehalt einer Vollzeit-Erzieherin entsprechen. Bereits Ende 2019 wurde die AWO-Affäre öffentlich. Zübeyde Feldmann soll kurz nach dem Praktikum die Leitung der deutsch-türkischen Kita Dostluk erhalten haben.

Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen Feldmann und seine Frau

Rund 1000 Euro soll ihr Bruttogehalt über dem Durchschnitt gelegen haben, auch einen Dienstwagen bekam sie als Kita-Leitung gestellt. Bürgermeister Feldmann zahlte anschließend den überhöhten Betrag an die AWO zurück. Aktuell ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue und Vorteilsnahme gegen ihn und seine Ex-Frau. Die beiden sollen seit einem halben Jahr getrennt leben. Feldmann ist seit Juli 2012 Oberbürgermeister von Frankfurt.

Gegenüber dem HR gerät der Bürgermeister in Erklärungsnot: "Die Unterstellung, dass meine Frau abkassiert und auf der faulen Haut gelegen habe, ist eine bodenlose Unverschämtheit", so Feldmann. "Sie hat hart für ihr Geld gearbeitet - und zwar richtig, nicht als Praktikantin."

"Sie ist hier bezahlt worden, sie war nicht hier"

Dies bestreitet der nach der Affäre neu besetzte AWO-Verband in Wiesbaden: "Sie ist hier bezahlt worden, sie war nicht hier. Man kennt sie in der Geschäftsstelle nicht, man kennt sie insbesondere in der Kindertagesstätten-Abteilung nicht", sagte Vize-Chef Franz Betz bereits im vergangenen Jahr.

Die ehemaligen Chefs der AWO-Verbände Frankfurt und Wiesbaden gelten als Hauptverdächtige in dem Betrugsverfahren. Die Geldströme zwischen den beiden Verbänden sind undurchsichtig. Erst am Donnerstag war bekannt geworden, dass der AWO-Kreisverband in Frankfurt um mehr als 3,2 Millionen Euro Personalkosten betrogen worden war. Gegen fünf Beteiligte wurde Strafanzeige gestellt.

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FNP
Hessenschau

Samstag, 21.08.2021, 14:26

Neues Kapitel in der Awo-Affäre: Die Frau des Frankfurter Bürgermeisters soll für ein Praktikum besonders gut bezahlt worden sein. In einer Awo-Kita soll sie 2400 Euro pro Monat erhalten haben. DIE AWO Frankfurt bestätigt den Geldfluss, will die Zeit aber nicht als Praktikum verstanden wissen.

Die Frankfurter Arbeiterwohlfahrt (Awo) hat Vorwürfe zurückgewiesen, die Frau von Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) sei 2014 für ein Praktikum ungewöhnlich gut bezahlt worden. Es habe sich um eine Hospitanz gehandelt, kein Praktikum, sagte der Vorsitzende der Frankfurter Awo, Steffen Krollmann, auf Nachfrage.

Zübeyde Feldmann sei eine Fachkraft gewesen, in der Kita auch so in einer Gruppe eingesetzt worden, "deshalb hat man sie seitens des Kreisverbandes Wiesbaden auch so bezahlt". Die Awo Frankfurt sei in diese Vorgänge aber nicht involviert gewesen.

Vorgang angeblich "nicht vollkommen ungewöhnlich"

Warum Feldmanns Frau damals vom Kreisverband Wiesbaden bezahlt und in Frankfurt eingesetzt sei, sei ihm nicht bekannt. Der Vorgang sei aber "nicht vollkommen ungewöhnlich". Krollmann ist seit 2020 Vorsitzender in Frankfurt. Schwere Vorwürfe erhebt hingegen der Wiesbadener Kreisvorsitzende Wolfgang Hessenauer via "Bild": "Wir gehen davon aus, dass es ein Schein-Arbeitsverhältnis war." Oberbürgermeister Peter Feldmann bestreitet das vehement.

Wütender Frankfurt-OB verteidigt Noch-Frau: "Das ist ehrverletzend und demütigend"

"Ich könnte sagen, das geht mich nach der Trennung nichts mehr an. Aber was hier passiert, macht mich wütend", sagt er vor Pressevertretern. "So zu tun, als ob ihr alles geschenkt worden wäre, weil sie mit einem Oberbürgermeister liiert war, ist ehrverletzend und zutiefst demütigend." Seine Noch-Frau habe sich als Kinderpflegerin und Erziherin alles hart erarbeitet.

Zuvor hatte der Hessische Rundfunk (hr) berichtet, dass Feldmanns Frau Ende 2014 mehrere Monate lang ein Praktikum in einer Kita der Frankfurter Awo außergewöhnlich gut bezahlt worden sei. Dem Bericht zufolge hätte sie für ihren Einsatz als Praktikantin einen Teilzeitvertrag mit einer Zahlung von rund 2400 Euro pro Monat bekommen.

Berichte über überhöhtes Geld hatten Awo-Skandal ausgelöst

Im Jahr 2019 hatten Berichte über ein überhöhtes Gehalt und den Dienstwagen für Feldmanns Frau als Leiterin einer deutsch-türkischen Kita den Awo-Skandal ausgelöst. Seitdem gab es im Zusammenhang mit weiteren Vorwürfen Ermittlungen wegen Verdachts auf Betrug und Untreue gegen frühere Führungsmitglieder. Auch das Hin- und Herschieben von Geldern zwischen Standortten wie Frankfurt und Wiesbaden zählt zu den Vorwürfen. Seit mehr als einem Jahr ist die Awo mit einem neuen Vorstand und Präsidium aufgestellt. Feldmanns Frau hat bereits überhöhte Bezüge zurückgezahlt.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Feldmanns Frau wegen Verdachts der Beihilfe zur Untreue und Beihilfe zur Vorteilsannahme und gegen den Oberbürgermeister wegen des Verdachts der Vorteilsnahme. Die Praktikantentätigkeit und deren Entlohnung seien seit längerem Gegenstand der Ermittlungen, sagte ein Sprecher. Erst kürzlich war bekannt geworden, dass Feldmann und seine Frau, die 2016 geheiratet hatten, inzwischen getrennt sind. Der Oberbürgermeister selbst erklärte, dass das, was gegen seine Frau laufe "zutiefst demütigend ist und vor allem ist es ehrverletzend". Zu den neuen Vorwürfen, sie habe zuviel Geld in ihrem Praktikum verdient, nahm er jedoch keine Stellung.


Quelle: focus vom 20.08.2021 und 21.08.2021